Chris sprach mit Jonny Lang in Köln, Mona fotografierte sein Konzert in Berlin. Teamwork einmal anders! Leider hatte Chris durch einige Verzögerungen nur sehr sehr wenig Zeit und ist so durch das Interview gehetzt, aber das hat er richtig gut gemacht!
Bericht: Chris (Köln), Fotos: Simone Birkelbach (Berlin)
Jonny Lang live in Köln (02. Juli 2014 – Luxor)
Jonny Lang startete in den 1990er Jahren bereits als sechzehnjähriger in eine Traumkarriere. Mit seinem Hit „Lie To Me“ erwarb er sich einen Status als musikalisches Wunderkind und gilt seitdem als einer der besten Live-Künstler und Gitarristen seiner Generation. Er wurde herum gereicht und begleitete bereits Aerosmith, die Rolling Stones oder B.B. King auf Tour. Dieser Weg gipfelte in den Gewinn des Grammy Awards mit seinem 2006 erschienen Album „Turn Around“. Danach wurde es still um ihn und es sollten 7 Jahre in’ s Land gehen, bevor er seine aktuelle Platte „Fight For My Soul“ Ende 2013 heraus brachte.
Mit dieser Scheibe ist er aktuell auf Tour und war an diesem Abend im Luxor in Köln zu Gast. Jemanden wie Jonny Lang in solch einer Art Club zu erleben, stellt für mich ein Privileg dar. Verranzt, stickig, mit bescheidenem Backsagebereich zeigt sich hier doch immer sehr genau, was in den Künstlern steckt. Direkt beim ersten Song „Blew Up!“ war die geile dreckige Bluesrockgitarre da und die Stimme, die mich meine Augen reiben ließ. Unglaublich das diese aus so einem jungen Mann herauskommen kann. Während ich ihn Backstage als netten Jungen von Nebenan kennen lernte stellte er auf der Bühne eine Persönlichkeit dar, die ihres gleichen sucht. Dazu hatte er Musiker im Gepäck, denen man förmlich den Spaß anmerken konnte mit ihm zusammen zu spielen.
Bei der zweiten Nummer „Don’t Stop“ wurde klar, dass das was er heute macht seine eigene Musik ist die sich nur schwer in eine bestimmte Schublade stecken lässt. Das seine Wurzeln im Blues liegen bleibt jedoch unverkennbar. Das „Wunderkind“ hat er hinter sich gelassen. Er trägt die Tradition weiter, ist aber dabei unverkennbar erwachsen geworden. Im Gespräch mit ihm erklärte er mir das ihm das sehr wichtig ist und er einfach nur seine Musik machen möchte ohne auf etwas festgenagelt zu werden. Bei „Turn Around“ kam dann sein eigener Stil sehr deutlich heraus. Den fetten Gitarrensound, den er mit seiner Gibson erzeugt, gepaart mit souligem Gesang der besonders in den hohen Lagen zu beeindrucken wusste. In diesem Song sang er zu seinem eigenen Gitarrensolo und sorgte für Gänsehaut bis in die letzte Reihe. Auf seine Frage „How ya’ll feeling“ reagierte das Publikum mit großem Getöse und an Langs Reaktion war zu erkennen, dass er zutiefst und ehrlich dankbar dafür war was ihm die Menschen zurückgaben. So war seine Aussage „It means the world to us“ keine hole Phrase.
Das Stück “Red Lite” zeigte dann, welches unglaubliche Gefühl dieser Mann hat. Tief versunken singt er dieses Lied mit jeder Faser seines Körpers, so dass man den Text fast von seinem Gesicht ablesen kann. Es war bemerkenswert wie er die Höhen und Tiefen des Lebens in einem einzigen Song unterbringen kann und wie laut seine Stimme werden kann. Ja, und er hat noch eine gehörige Portion Delatablues in seiner Seele. Im Song „Living“ grüßte dann Jimi Hendrix aus dem Musikerhimmel. Einfach genial. Ein Zusammenspiel zwischen Gitarre und Hammond-Orgel wie ein Dialog, Improvisationen wie eine Unterhaltung. Es entstand der Eindruck als würde Mr. Lang durch seine Gitarre sprechen.
Es ist schwer in Worte zu fassen, was dieser Mann dort auf die Bühne brachte. Die Musik war eine faszinierende Mischung aus Bluesrock, Deltablueswurzeln und einem angenehmen Schuß Soul – vor allem in seiner Stimme – die in der Summe etwas Eigenes ergab was man außer bei ihm nicht zu hören bekommt. Der Satz der mir das ganze Konzert über durch den Kopf ging war, Mann ist der gut.
Facts:
*29.01.1981 (seine Frau Haylie ist auch am 29.01. geboren!)
Major-Label-Debüt 1997 mit “Lie To Me”
Gilt seitdem als einer der besten Live-Künstler und Gitarristen seiner Generation
Aktuelles Album “Fight For My Soul” (Mascot Label Group)
Aktuelle Single “Blew Up (The House)”
Nachfolger des 2006er Albums “Turn Around”
Gewann mit „Turn Around“ den Grammy Award
Mit 12 Jahren bekam er seine erste Gitarre und Gitarrenunterricht von Ted Larsen, Gitarrist der Gruppe „Bad Medicine Blues Band“
Bereits nach wenigen Monaten wurde er Mitglied und Frontmann der „Bad Medicine Blues Band“ welche sich von da an „Kid Jonny Lang & the Big Bang“ nannte
Als er 1995 sein erstes Album veröffentlichte, war er erst 14 Jahre alt, was man aber weder an seiner Stimme noch an seinem Gitarrespiel erkennen konnte – Lang klang zu diesem Zeitpunkt bereits wie manch 30 Jahre alter Bluesmusiker.
Zurzeit – nach fast einem Jahrzehnt Abstinenz – auf seiner dritten Europa-Tour in den letzten zwölf Monaten
Arbeitete 3 Jahre am neuen Album mit dem Produzenten Tommy Sims, Co-Autor von Eric Claptons Grammy Award Scheibe „Change the World“. Die beiden produzierte die Platte von Grund auf zusammen
Es lässt sich nicht in ein Genre pressen
Lang scheint in den 3 Jahren Arbeit eine Vision verwirklicht zu haben
Alben
- 1995 Kid Jonny Lang and the Big Bang: Smokin‘ (Wiederveröffentlichung 2002)
- 1997 Lie to Me
- 1998 Wander This World
- 2003 Long Time Coming
- 2006 Turn Around
- 2009 Live at the Ryman
- 2013 Fight for My Soul
Singles
- 1996 Lie to Me
- 1996 Hit the Ground Running (Promo-CD)
- 1997 Missing Your Love (Promo-CD)
- 1998 Wander This World
- 1998 Still Rainin‘
- 1999 Second Guessing
- 2000 Breakin‘ Me