The Blues, the Boogie must go on…

Jimmy Cornett & The Deadmen

28.03.2019 im Quasimodo, Berlin

Verfasst von: Cosmo Scharmer, Photo credits: Henry Schulz

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Stringkiller Music

Mit dem Tritt auf die Bass Drums … fängt Schlag 22:30 das Konzert an! Hm, reimt sich. Dies ist mehr als die – zumindest hier in Berlin ausgestorbene preußische Disziplin und Pünktlichkeit erwarten lässt. Der dann einsetzende harte und präzise durchlaufende Beat der Drummerin Claudia Lippmann wird uns das gesamte Konzert hindurch begleiten und für exaktes Timing sorgen. Es geht sofort zur Sache: hämmernder Beat, unterstützt durch Frank Jäger am Bass, der mittels Physis und schlagender wie zupfender Technik als ausgemachter Rockabilly-Musiker gelten kann. Nach diesen Auftaktsequenzen wandelt sich der Sound zu einem soliden Blues-Klassiker: dem Hoochie Coochie Man. Dies ist Rock auf Blues-Basis oder rockiger Blues, so wie es dem Hörer gefällt.

Das nächste Stück hat mehr von einer erdigen Ballade, angereichert mit einem kräftigen Schlag Country and Western. Die Lead-Gitarre – ja, hier haben wir noch die strenge Aufteilung zwischen der Rhythmusgitarre von Jimmy Cornett und der solistischen Gitarre von Dennis Adamus – legt über diese rhythmische Basis ihr erstes Solo. Im nächsten Titel haut der Gitarrist sein langes Solo im Stil der frühen Rock-Klassiker dem Publikum um die Ohren. Der gesamte Sound hat viel von dieser vertrauten Musik der 70-ziger Jahre: erdig, ohne Schnörkel, direkt und gut tanzbar. Da zucken Füße wie Körper, hier und da gehen diese Bewegungen in Tanz über. Vom Sound her schallt dem Publikum ehrlicher Rock entgegen, von der musikalischen Form her basiert die Musik stark auf Blues, die hier als musikalische Form verstanden wird und weniger als leidende Gemütshaltung. All dies ist unverkennbar, unüberhörbar und das Publikum will es genauso hören. Jetzt verwandelt Jimmy Cornett seine Rhythmusgitarre zur Steel Guitar und zeigt, dass auch er solistisch mithalten kann.

Weiter geht es. Unser Man am Kontrabass kennt jetzt kein Halten mehr, keine Gnade. Er verprügelt, vermöbelt sein Instrument, macht es zur Sau: „Slap my face, slap my bass“ könnte sein Motto sein. Zusammen mit der ebenfalls kein Erbarmen kennenden Claudia Lippmann an den Drums knallt ein unbändiger Power Sound durch den Club. Dies ist nichts für zarte Gemüter oder sensible Ohren. Aber heute ist dieser Personenkreis hier nicht zu finden. 

Kleine Verschnaufpause. Jimmy Cornett spricht zu seinem Publikum, gibt ein paar Infos und will offensichtlich ein wenig unterhalten. Dies mit dem spröden Charme eines Jungen von der Küste. Nicht nett seien die Anwesenden. Nein, sondern freundlich, meint er. Ja, freundlich. Weiter erläutert Jimmy Cornett das Anliegen des nächsten Songs: hier ginge es um Anti-Mobbing, um eine positive Grundhaltung, um ein Sich-Behaupten und Nicht-Unterkriegen-Lassen. Gut und schön, niemand der Anwesenden hat was gegen solche positiven Inhalte in der Musik. Aber wie wär´es mal auf Deutsch, um noch besser verstanden zu werden? Musikalisch tönt dieser Ermunterungs-Song nach einer gefühlvollen Rockballade. Bevor es aber zu sentimental wird, langt die Band wieder kräftig zu und betont ihren blues-gefärbeten Power Sound.

Beim nächsten Titel darf wieder getanzt werden: ein im Kreis sich bewegendes Paar von schick aufgemotzten Mädels zeigt Figuren zwischen Lindy Hop und Boogie. Jetzt sei die richtige „Betriebstemperatur“ erreicht, meint der Hamburger Jung´. In der Tat.

Der folgende musikalische Block erweist sich als Hommage an… Genau, wir sind beim Country and Western angekommen, deren Klangcharakter – neben der leichten Monotonie der Themen – durch die akustische Gitarre stark geprägt wird. Bevor manche Songs in die Rührseligkeit abzukippen drohen, wird wieder ein harter Beat aufgelegt. Back to the Roots. Diesen wohnt mitunter ein nostalgischer Zug inne. Die zu verstehenden Wortfetzen schwanken zwischen „Motherfucker“ und „Motherless Child“. Besonders beliebt ist der Song, der das rastlose Herumziehen zum Inhalt hat: „Free like a Rolling Stone … the Highway is my Home“. Das Publikum ist voll dabei und singt diesen vertrauten Song emphatisch mit. An die langweiligen American Highways und die verstopften deutschen Autobahnen denkend, ist sich der Autor nicht sicher, ob das Publikum dies wirklich will, sondern nur davon träumt? Vermutlich haben Zuhause die meisten der Anwesenden ein kuschliges Bett und ziehen dies dem ungemütlichen Highway vor. Obwohl?

Die Band kennt keine Ruhe, auf eine Pause wird verzichtet. Wieder was Schönes zum Mitsingen. „Ho, Ho, Ho …. I´m on Fire ….“ Richtig, ein Song der Legende Johnny Cash. Verschmitzt meint sein hier auf der Bühne stehender Kollege, dass beide diesen Song unabhängig voneinander geschrieben haben, nur der eine halt 30 Jahre früher. Was soll´s. Der Song ist gut und kommt in der Hamburger Version prima rüber. Eine – diese Musik gut kennende junge Lady – meint sogar, dass diese Version besser sein als das Original. Vielleicht, aber die Version von Jimmy Cornett hat den großen Vorteil, dass sie hier und jetzt und wohl auch noch etliche Zeit live erlebt werden kann.

So langsam geht es in Richtung Rausschmeißer-Songs. Anders gesagt: Es wird wieder wilder. Jetzt swingt es sogar. Dafür sorgt der Man am Kontrabass. Mit seiner kräftigen Statur, der obligatorische Rolle im Haar, sorgt er mit seinem kraftstrotzenden Spiel für den swingenden Boogie Woogie Sound, der sich unüberhörbar Raum verschafft. Die Lady an den Drums ist wie stets zuverlässig präsent und die beiden von der Rhythm Section – der Autor hätte beide gern mal solistisch gehört – schaffen die notwendigen Grundlagen, auf der sich Stimme wie Gitarre solistisch austoben können. Dennis Adamus zieht noch mal alle Register auf seiner Gitarre und spielt sich zum Finale mit schrillen Läufen in eine Art Ekstase. Dann ist es auch schon vorbei: The Blues, the Boogie must go on…

Termine:

30. MÄRZ 2019   Jimmy Cornett And The Deadmen   

Albatross Bordesholm
Bordesholm, Schleswig Holstein
Albatros Moorweg 70a
24582 Bordesholm

6. APRIL 2019  Jimmy Cornett And The Deadmen, Thunderbike Roadhouse

Thunderbike Roadhouse
Güterstraße 5
46499 Hamminkeln

13. APRIL 2019  Jimmy Cornett Harley Davidson Open House

Harley Davidson Fulda
Heidelsteinstraße 8
36043 Fulda

24. MAI 2019  Jimmy Cornett And The Deadmen Hellfire Bike Weekend

Flugplatzgesellschaft Eisenach Am Flugpl.
99820 Hörselberg-Hainich