VÖ: 29. März 2019 via BMG
Quelle Fotos/ Videos/ Pressetext: Netinfect
Nachdem ich im Jahr 2016 bei Warner Bros Records rausgeschmissen wurde, sah ich mich mit einer völlig unerwarteten Existenzkrise konfrontiert: Was war eigentlich der Unterschied zwischen mir, Greg Holden – dem Künstler, der die Unverfrorenheit besitzt, sogar seine eigene Pressemeldung selbst zu schreiben – und den tausenden anderen klischeebehafteten weißen, männlichen Singer/ Songwritern da draußen?
Mein erster Reflex ergab: Gar nichts. Nicht der geringste Unterschied. Also bereitete ich mich auf meine alles verändernde Heimkehr nach England vor; den Schwanz zwischen den Beinen und gewappnet mit ein paar guten Stories, die ich meinen Kumpels während der Quiz-Night im guten, alten Blighty auftischen würde.
Ich tat, was jeder anständige Künstler mit ein wenig Selbstachtung tun würde und googelte meinen Namen für ein wenig positive Bestärkung meiner Entscheidung. Schon bald wurde mir klar, dass das, was mich schon immer vom gemeinen Pöbel unterschieden hat und auch immer unterscheiden würde, meine atemberaubende Schönheit ist. Okay, vielleicht auch nicht. Stattdessen fiel mir auf, dass meine bis heute erfolgreichsten Songs entweder aus einem ganz bestimmten Grund geschrieben wurden, oder aber letztendlich aus einem bestimmten Grund genutzt wurden. Sie entstanden ohne auch nur einen einzigen Gedanken daran, wie gut sie sich wohl verkaufen – oder übersetzt in den 2019er Sprachgebrauch – wie viele Spotify-Streams sie wohl generieren würden. Ich bitte um Verzeihung für meinen befremdend arroganten und oberpeinlich-Zuckerberg`schen Ton, doch ich habe festgestellt, dass meine besten Songs tatsächlich Menschen geholfen haben. Das Ironische an der ganzen Sache: Das war niemals meine Absicht. Absolut nicht.
Sozusagen „aus Versehen“ brachte der Song „The Lost Boy“ dem Roten Kreuz $80.000 ein und trug so dazu bei – wenn auch nur zu einem kleinen Teil – neue Schulen in Afrika zu bauen. Ich schrieb das Stück „Boys In The Street“ für Everyone Is Gay; eine Organisation, die Jugendarbeit der LGTBQ-Community unterstützt. Tom Hanks bezeichnete den Track in dem Streifen „Turner & Hooch“ (dt. „Scott & Huutsch“) als „den perfekten Song“. Ein unglaubliches Kompliment, das mich 2016 aus den Tiefen der Hölle zurück ans Tageslicht brachte und mir eine irgendwie fiese Namedropping-Möglichkeit in einer sehr unsicheren Zeit bescherte. „Home“, das erst durch Phillip Phillips nach seinem Sieg bei „American Idol“ zu einer gewissen Popularität gelangte, wurde in den letzten Jahren von unzähligen Wohltätigkeitsorganisationen und anderen Institutionen verwendet. Es gibt noch mehr Beispiele, doch ich bin sicher, Sie mit meiner enormen Selbstüberschätzung schon genug genervt zu haben.
Nachdem ich mich also zehn Minuten gegoogelt hatte, kam ich zu dem Entschluss, meine Motive wären rein genug, um mich doch irgendwie abzuheben und den Weg zu meinem vierten Studioalbum frei zu machen…
„World War Me“ wurde von der Großen Existenzkrise des Jahres 2016 inspiriert und während der Großen Existenzkrisen der Jahre 2017 und 2018 geschrieben. Die Stücke entstanden in einer Zeit, in der ich mich buchstäblich im Krieg mit mir selbst befand. Und, zu einem gewissen Teil, mit all jenen um mich herum. Für mein Label/ Karriere hatte ich mein gesamtes Leben von New York nach Los Angeles verlagert, wo mir Monate später alles um die Ohren flog. Und nun? Wo war der Punkt, noch ein weiteres Album aufzunehmen, nachdem ich gerade zum enttäuschendste Signing in der Geschichte von Warner Bros erklärt worden war? Wäre ich in der Lage, das alles noch einmal durchzumachen? Bin ich wirklich gut darin? Will ich mir das überhaupt antun?
Ich entschied, alles noch viel schlimmer zu machen und „World War Me“ im kompletten Alleingang aufzunehmen.
Ich produzierte jeden einzelnen Song außer „On The Run“ – der vom legendären Producer und Singer/ Songwriter Butch Walker aufgenommen wurde – in meinem Homestudio in Los Angeles. Ich schrieb das meiste davon alleine oder mit einer meiner besten Freundinnen, der unvergleichlichem Singer/ Songwriterin Garrison Starr.
Heute wird mir klar, dass mir die Idee zu diesem Album einen Tag nach Donald Trumps Wahl zum Präsidenten kam. Garrison und ich waren gerade auf Tour in Europa, als ich die niederschmetternde Wahrheit während eines miesen Frühstücks in einem billigen Hotel in Ostdeutschland erfuhr. Wir waren beide am Boden zerstört. Ich in meiner Rolle als Immigrant und Garrison als eine homosexuelle Frau. Wir stellten so etwas wie eine gleich dreifache Bedrohung aus Trumps schlimmsten Albtraum dar. Man konnte Garrison ihren Schmerz deutlich anfühlen. Einen Schmerz, der dem Gefühl gleichkam, ihr Land hätte sie gerade verstoßen.
Wir saßen in dieser Nacht in einem kalten Green Room, wischten uns die Tränen aus dem Gesicht und summten die Melodie dessen, was später „I`m Not Your Enemy“ werden sollte. Am nächsten Tag stellten wir den Song verkatert fertig und spielten ihn abends in einer Arena vor 10.000 Leuten. Wir waren auf dem Weg…
Schon kurz nach unserer Heimkehr schrieben wir „Chase The Money“, „Nothing Changes“ – der Song, der das Kernthema des Albums einzufangen scheint – und „What I Deserve“, das vom Kauf eines wunderschönen Hauses in Los Angeles handelt und vielleicht auch von meiner Fassungslosigkeit darüber, dass das alles tatsächlich mir passierte.
Ich schrieb „The Power Shift“, um die extreme Wut über die News zu verarbeiten, die mich zwar in den Wahnsinn trieben, denen ich mich aber dennoch jeden Morgen freiwillig aussetzte. Da ich nicht meine ganze Wut in diesem Song verarbeiten konnte, ließ ich noch etwas für „Temptation“ übrig. Die zweieiigen Zwillinge auf diesem Album, wenn man es so ausdrücken will…
„Something Beautiful“ manifestierte sich dagegen, als mir klar wurde, dass ich viel zu viel negative Energie ins Universum pustete und das war tatsächlich das Letzte, was die Welt gerade braucht. Mein Co-Autor und Freund Richard Harris half mir schließlich, die dritte Single des Albums herauszukitzeln. Die Stimme der Vernunft in einer ansonsten ziemlich humorlosen Songsammlung.
Ich bin unglaublich stolz darauf, was ich während der Arbeiten an diesem Album in persönlicher Hinsicht erreicht habe. Mal davon abgesehen, dass ich heute immer noch ein klischeebehafteter, männlicher Singer/ Songwriter bin, bin ich davon überzeugt, dass sich auch das Publikum in „World War Me“ wiederfindet. Ich habe zwar keine Ahnung, ob es ihnen in irgendeiner Art weiterhelfen wird, aber ich habe die Vocals ziemlich laut abgemischt, so dass man mich zumindest gut verstehen kann.
„Ich habe schon damals nicht versucht, den Menschen zu helfen. Und ich versuche es auch heute nicht. Menschen können sich nur selbst helfen. Das habe ich während der Arbeiten an diesem Album erkannt.“
Tourdaten:
- 10.05.19 – Bad Segeberg, Freilichtbühne am Kalkberg
- 14.05.19 – Frankfurt, Ponyhof
- 15.05.19 – München, Zehner
- 16.05.19 – Berlin, Hangar 49
- 17.05.19 – Köln, Altes Pfandhaus
- 19.05.19 – Hamburg, Nochtspeicher
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