German Gothic Isn’t Dead

Als ich diesen Satz zum ersten Mal gelesen habe, war ich erschrocken. War oder ist German Gothic denn tot? Habe ich was verpasst? Die Antwort ist eindeutig: Nein! Denn es gibt sie noch, die Batcaver, Grufties, Waver, Goths, Endzeit- und Schwarzromantiker. Sicherlich hat sich die Szene gewandelt und grade in der Musik haben sich zunehmend Stile entwickelt, die ihre Wurzeln in der Gothic und Dark-Wave Szene haben. Auch sind Genres in die Schublade „Schwarze Szene“ gerutscht, die dort nichts oder nur bedingt zu suchen haben. Musikstile, die sich mittlerweile aber dieser Szene zugehörig fühlen und sich unter Mithilfe von Labeln und Medien dort etabliert haben. Diese Entwicklung mag bei einigen eingefleischten Goths Bauchschmerzen verursachen, doch lässt sie sich nicht aufhalten. Seit den 50er Jahren hat sich populäre Musik rasend schnell entwickelt und Genres sind gekommen und gegangen. Wenn ich heute von Gothic spreche, verstehe ich darunter die Musik einer Subkultur der 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Gerade die 1980er Jahre brachten eine enorme Bandbreite von Musikrichtungen hervor. Und was gibt es davon noch? Gothic hat diese Zeit und den stetigen Wandel überlebt. Und das seit fast 40 Jahren! Die Schwarze Szene ist sicher nicht mehr das, was sie am Anfang gewesen ist. Sie ist um einige Genres gewachsen und nicht mehr mit Gothic gleichzusetzen. Gothic ist aber nach wie vor ein Teil davon. Warum dann also eine Compilation mit diesem Titel? Sind denn die großen Events und Festivals in Hildesheim, Leipzig, Köln usw. nicht gut besucht? Schaut man sich die Line-Up´s der letzten Jahre an, fällt auf, dass dort wenig neue Bands und Künstler auftreten und diese Events von den Bands der Major-Labels dominiert werden. Warum ist das so? Axel Meßinger, Gründer des Projekts „At Sea Compilations“ und Herrausgeber dieser Musikzusammenstellung hat es wie folgt ausgedrückt: „Wir haben in unserer Szene definitiv eine sehr starke Kommerzialisierung und viel zu wenig Nachwuchsförderung auf der künstlerischen Seite.“ Ein Trend, den wir in der Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten beobachten konnten, finden wir also leider auch in der Musikindustrie wieder. Die Großen fressen die Kleinen und bestimmen, was gespielt wird. Das geht zu Lasten der Vielfältigkeit und Individualität, die grade die Szene in den Anfängen ausgemacht hat und von denen sie lebt. Rein medial gesehen ist German Gothic somit also tot. Genau hier will Axel Meßinger mit der Compilation „German Gothic Isn’t Dead“ und seinem Projekt „At Sea Compilations“ gegenwirken und der stetig wachsenden Undergroundszene eine Plattform geben. Eine Szene, die seit Jahrzehnten wohl mit die lebendigste in Deutschland ist. Totgeglaubte leben halt länger!

Cover

Und es lohnt sich in diese Zusammenstellung hineinzuhören! Eine Rückkehr zu den Wurzeln der Gothic-Szene. Modern und lebendig paaren sich Dark Wave, Dark Punk und Electronica-Stücke mit Gothic-Rock und Gothic-Metal. Insgesamt erwarten euch 30 geile Songs von Musikern und Bands der heimischen Szene zum kostenlosen Download. Songs, die noch eine Aussage haben, von Künstlern, die sich nicht dem Mainstream unterwerfen. Keine Neue Deutsche Härte, kein Techno, Electro, Noise oder Aggrotech. Diese Compilation macht mal so richtig Lust auf mehr. Es lohnt sich, den Musikunderground in Deutschland zu entdecken. Eine Szene, die direkt in der Nachbarschaft stattfindet. Bei Konzerten im Club um die Ecke. Einfach mal Augen und Ohren aufhalten und die Vielfalt an toller, individueller und qualitativ hochwertiger Musik genießen. Mein Respekt gilt Axel Meßinger und seinem Team, deren Arbeit und Engagement ein Projekt am Leben hält, dass sich nur durch freiwillige Spenden der Hörer trägt. Hut ab! Mit dieser Compilation hat Axel Meßinger eins auf jeden Fall bewiesen: German Gothic Isn’t Dead!

Tracklist
CD 1
01 Shadowplay – Out Of Control
02 Xylonite Ivy – Wonderful Ring
03 Bodanegra feat. Rio Black – Seide
04 The Past Made Us One – The Quest
05 Jennifer Touch – Astra
06 Salvation AMP – Earth We Walk Upon
07 The Shallow Graves – Given Out Of Hand
08 Inmost Silence – Tell Me
09 Silentport – The Secret Room (Silent Piano)
10 Yendri – From The Beginning
11 Dusk To Dawn – Sole Survivor
12 Gruftschlampen – Dead Generation
13 Dan Scary – Maschinenmensch
14 Aeon Sable – Visions
15 NatusSumMori – Feuervogel

CD 2
01 Das Blaue Zimmer – Tunkal
02 Antichrisis – Overture
03 Paar – Pure
04 Lotus Feed – Shiver
05 LisaWars – NYX
06 Ben Bloodygrave – Modern
07 Burntime feat. Johannes Berthold – Der Lauf
08 {fraktal} – The Emptiness
09 Monowelt – Mauer des Schweigens
10 Box And The Twins – Perfume Well
11 Love’s Labour’s Lost – Transition (Kissing my blood)
12 DoNotDream – 1000 Wünsche
13 Staub – Bring Back The Time
14 Morlas Memoria – Ohne Probe
15 Saeldes Sanc – Tandaradei

Idee & Organisation: Axel Meßinger | Final-Mastering: Danijel Zambo
Cover- & Bookletgestaltung: Maria Hofmüller | Fotos für Cover & Booklet: Katie Fischer

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Bandcamp

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