Die Drei Damen

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Abracadabra
Verzaubernd ist dieser Anfang, eingegroovt vom Bass, betört von der Stimme, komplettiert vom Piano und hinreißend dreistimmig harmonisiert. Steve Millers Allzeit-Hit wird hier zum coolen Swingopener mit einer gehörigen Portion Drive.

Monsieur
Die Wahlandt legt auch gleich mal los: mit laszivem angeschickertem Hauch wird der Spieß umgedreht; warum soll denn nicht mal die Frau hinterherpfeifen (herrlich:Christiane Öttl an den gespitzten Lippen) und ihr Wohlwollen über die Physis eines zufällig völlig anziehenden Mannes kundtun. Schwer französischer Bistroflair als langsamer Stehblues-Bossa. Wer soll sich da belästigt fühlen? Ein Bonbon: die Vokalise beim Pianosolo.

Mogst Du Mi
Ein als bayrischer Dreigesang daherkommender Samba mit der banalsten und gleichzeitig wichtigsten Frage überhaupt; immer wieder neu, immer wieder spannend. Ein formidables Tastensolo von der Hermenau, bavarian-brasil-mäßig. Und auch als Fremdsprachler lernt man dem Niederbayrischen etwas abzugewinnen. Und Liebe ist ja eh international.

Des und vui mehr
Schwelgen in Erinnerungen in Anlehnung an einen ganz schön alten Jazz-Schlager aus den 1930ern, aber auf Bayrisch, dann wird’s doch noch mal persönlicher. Und wie schön diese Vokale doch klingen. Ja, auch ganz klassische Balladen kann man so singen. Also, die Wahlandt kann!

Der Abenteuerer
Funky Groove ohne Schlagzeug geht nicht? Geht ja wohl! Zumindest mit den Damen an Rhodes und Bass kann im Takt mitgenickt werden. Der Typ um den es hier geht, den gibt’s auf jeder Party live zu sehen (wo treibt sich die Wahlandt nur immer rum?). Nur ist er meistens nicht halb so cool wie die Damen hier spielen. Und die Hermenau lässt’s mal im Solo richtig krachen. Oh yeah!

 

 

Der Grantler
Jetzt langt’s! Man weiß nicht genau was, jedenfalls ist die Stimmung am Kippen. Oje, gleich indisch-orientalisch klingender Motzsound mit bulgarischem Frauenchor-touch und ein Zwiefacher. Entschuldigung, für die Nichtbayern: eine bimetrische Grundrythmik. Oder so. Jedenfalls wird sich beschwert, mehrstimmig auch noch.

Zu Besuch
Auch die leisen Töne gelingen den Damen unvergleichlich eindrucksvoll. Dieser dunkle, verzweifelte Chanson bleibt im Gedächtnis hängen. Die zerbrechliche Melancholie der Stimme, getragen vom stetig pulsierendem Bass und die kraftvolle, doch unaufdringliche Klavierbegleitung, dieses Lied geht in die (Un-)Tiefe der Drei Damen.

If a song could get me you
Natürlich kennt man diesen Hit – nur nicht so. Eben eine Nuance Witz können sich die Damen schwer verkneifen. Und bei so einem süßen, unschuldigen Liebeslied, tja, dann spielt die Wahlandt halt auch mal ein Instrument. Andere würden sich scheuen, die Damen sind stolz. „We proudly present „Die Königin der Musikinstrumente – Das Glockenspiel.“

Wenn I amoi reich bin
Ein Tango, könnte aus den goldenen 20ern stammen, tut er aber nicht. Sondern ist ganz und gar neu und abgesehen davon auch noch total ehrlich. Wer möchte denn nicht reich sein? Also ja, Geld macht nicht glücklich. Aber kein Geld schon gar nicht. Und hier hat die Öttl in ihre gut gefüllte Instrumentenkiste gegriffen und die Trompete für ein kleines jammerndes Solo hervorgezaubert. Vielleicht hilft das ja…

DieDreiDamenDa muas I ja lacha
Endlich hört man auch mal die Solostimmen von Hermenau und Öttl. Man hätte ja schon fast geglaubt, die singen vielleicht gar nicht selber, dass die Wahlandt keine Stimmen neben sich wollen würde. Weit gefehlt! Weil Harmonie kommt beim Singen nicht von ungefähr, genauer gesagt schon von den Menschen selber. Hier regt sich jede über Verschiedenes auf, im flotten Swing, gelacht wird aber miteinander in weiß-blauer Konnotation.

Venus
Huiuiui, alle anschnallen bitte, jetzt wird’s sphärisch-geheimnisvoll-sinnlich. So wie Venus und Aphrodite zusammen, mit Unterstützung vom Amor vielleicht sogar, so klingt die Wahlandt hier. Wie immer kongenial untermalt und empfindsam eingebettet von den anderen Venüssen.

Moondance
Abgefahren, ein Lied in Moll, nach wie vor, das durch die Kalimba-Begleitung so nach Dur klingt wie sonst nur Dur, ist aber trotzdem Moll. Da möchte man auf jeden Fall gleich mitschwingen und mittanzen, ob nun zum Mond oder zur Sonne ist eigentlich egal.

Lisa Wahlandt (vocals)

Andrea Hermenau (piano, vocals)

Christiane Öttl (bass, vocals)

Erschienen bei http://www.enjarecords.com

Homepage Lisa Wahlandt: http://lisa-wahlandt.com

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