Neu erschienen: Julie Kagawa – Talon

Julie Kagawa – Talon

Die Geschichte eines Teenagers, eines Mädchens, eines Drachens.

Ich gebe zu, bisher kannte ich Julie Kagawa nicht. Das änderte sich, als ich vom ihrem Verlag eine Einladung zu einer Lesung in Berlin erhielt: Talon – Drachenzeit. Was mich ein wenig neugierig machte, war die Art und Weise, wie für diese Neuerscheinung geworben wurde. Mein erster Eindruck beim Lesen des Werbetextes war: Hat da jemand Hoffnung auf eine neue J.K. Rowling? Nach einer Email und einem Telefonat lag die gerade erschiene, deutsche Fassung des Buches vor mir. Allein der Einband gibt mir durch seine Gestaltung ein gutes Gefühl. Wirklich gelungen!

Ich habe mich heute in das Buch eingelesen und es genossen. Es liest sich flüssig. Ember ist ein Teenager; ihre jugendliche Unbekümmertheit und Neugier sind vollkommen „normal“. Die Geschichte eines jungen Mädchens, das aufgeregt einen neuen Abschnitt ihres Lebens beginnt. Sie lernt neue, unbekannte Dinge wie den Strand, das Wasser, Volleyball, Menschen, Fastfood, die Liebe, … kennen. Nur ist Ember nicht normal. Ember ist ein Drache. Drachen können ja bekanntlich Menschengestalt annehmen und unter uns wandeln. Seit dem Tag ihrer Geburt wurde sie in Talon ausgebildet, um nicht aufzufallen, um als Drache unter Menschen zu überleben. Mit sechzehn verlässt Ember Talon und wird Teil unserer Welt. Vorbei die Zeit des unbekümmerten und doch behüteten Fliegens in ihrer wahren Gestalt. In ihrer anderen Gestalt? Drachen stehen in der Nahrungskette über dem Menschen und sie machen uns dadurch Angst. Menschen jagen und töten (andere) Raubtiere, vor allem die Drachenjäger des St. George Ordens, der Gemeinschaft der Drachentöter.

Habe ich anfangs J.K. Rowling erwähnt? Die Geschichte um Harry Potter? Tatsächlich gibt es für mich eine Gemeinsamkeit: Ungleich unter gleichen, hier die Menschen, dort die magisch Begabten. Hier die Drachen in Menschengestalt, dort die Menschen. Sowohl Harry als auch Ember müssen ihre wahre Natur verbergen. Was beide verbindet, ist ihre Natürlichkeit. Für Harry ist der Umgang mit Magie vollkommen normal. Für Ember ist es normal, ein Drache zu sein. Beide müssen sich strengen Regeln unterziehen, um im Alltag nicht aufzufallen. Sind Drachen wirklich so anders? Ember auf jeden Fall nicht: als Drache liebt sie Glänzendes. Wenn also andere Mädchen Ember begeistert vom Shopping, Schuhen und Kleidern erzählen, ist das für Ember leicht nachvollziehbar. Kleidung und Schuhe sind für Menschenmädchen das, was für sie Glitzerndes und Glänzendes ist.

Mehr möchte ich jetzt nicht verraten. Bis auf die angeführte Gemeinsamkeit, kann man Talon nicht mit Harry Potter vergleichen. Julie Kagawa hat mit Talon eine ganz eigene Geschichte erzählt. Ihre Liebe zu Drachen ist unverkennbar und mit eben dieser Liebe erzählt sie Embers Geschichte. Mich hat schon das „Anlesen“ des Buches zum Schmunzeln gebracht. Ein Jugendbuch, nicht nur für Jugendliche und nicht nur für Fantasy-Fans!