Black Label Society 12.03.2011 Huxley´s Berlin

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Story by Holger Ott

@bei Rock City Radio Show

Auf diese Band habe ich mich schon sehr lange im Voraus gefreut, zum Einen um Zakk Wylde live zu sehen und zum Anderen eine Band zu erleben, die die alten Werte aufrecht erhält. Was ich damit meine, erkläre ich noch im weiteren Verlauf.

Zusammen mit Jens, einem Redaktionskollegen von Rock – City, war ein Interviewtermin mit Zakk angesagt und mir hat es schon in den Fingern gekribbelt, mit diesem Unikum der Musik zu sprechen. Der Mann ist ja nicht nur körperlich eine beeindruckende Größe. Aber wie das Leben manchmal so spielt, konnten wir nur ein paar Worte mit Zakk wechseln. An diesem Abend ging es ihm wegen einer Grippe nicht sehr gut, was er später auf der Bühne sehr gut überspielte, und so legte er sich schlafen, während wir mit Gitarrist Nick Catanese sprachen. Der war sehr locker drauf und erzählte uns von Gott und der Welt, wie er zu Black Label Society kam und welchen Stellenwert die Band und die Musik für Ihn haben. Heraus kam ein klasse Interview, das ihr demnächst auch im Internet sehen könnt. Dazu noch ein paar beeindruckende Bilder von der Show und die Stimmung begann zu steigen.

@ bei Rock City Radio Show

Das Huxley´s war schon seit Wochen ausverkauft und zu meinem Erstaunen gab es vor der Tür einen gewaltigen Auflauf von Fans, die mit ihrem riesigen Logo auf dem Rücken zeigten, zu wem sie gehörten. Da ich selbst aus der Motorradszene komme, ist das natürlich für mich nichts Ungewöhnliches, allerdings in diesem Zusammenhang eher selten der Fall.
Für die unter Euch, die dieses Phänomen nicht zuordnen können, gibt es hier eine ausführliche Erklärung dazu.

@ Rock City Radio Show

Die Black Label Society kann man im weitesten Sinne mit einem weltweiten Motorradclub vergleichen. So wie es einige von Euch sicherlich von den großen MC´s in rot/weiß, rot/gold oder schwarz/weiß kennen, gibt es in vielen Städten Ableger der jeweiligen Clubs, sogenannte Chapter. Bei BLC ist die Band um Zakk Wylde das Motherchapter und die Fans bilden die weltweiten Ableger. Gekennzeichnet wie bei richtigen Motorradclubs mit einem Backpatch in dem die jeweilige Region dargestellt wird. So ist schon von weitem zu erkennen, mit wem man es zu tun hat. Beim Konzert in Berlin sind ganze Heerscharen aus Polen angereist, die natürlich dadurch locker zu erkennen waren, was jetzt keine Abwertung darstellen soll. Im Gegenteil, das gibt zu erkennen, wie weit die Fans reisen um ihren Präsidenten des Motherchapters aus Los Angeles zu sehen. Nun ist ja gerade Berlin ein heißes Pflaster was die Motorradszene angeht und die ansässigen Clubs dulden normalerweise keine Fremdeinwirkungen, schon gar nicht wenn sie sich öffentlich mit einem Colour zu erkennen geben. Anders bei einem Konzert der BLC. Da darf dann jeder unbehelligt zur Schau stellen zu wem er gehört. Und somit war fast die Hälfte der 2500 Besucher mit dem Black Label Society Emblem ausgestattet. War schon ein beeindruckendes Bild im Saal.

@ Rock City Radio Show

Das ist nur einer der traditionellen Werte, die ich anfangs angesprochen hatte. Das Andere ist das Outfit der Musiker. In Zeiten des Kahlschlags auf der Birne geht es darum, wer neben Zakk Wilde die längsten Haare hat und das brutalste Bikeroutfit auf der Bühne zur Schau stellt. Da selbst die berüchtigsten Motorradclubs ihr Äußeres elegant angepasst haben, bewegen sich BLC noch immer in der Epoche als Biker noch furchteinflößend waren. Für meine Begriffe kann ich nur hoffen, dass sie dieser Linie noch sehr lange treu bleiben und sich keinem Trend unterwerfen. Nebenbei erzählte uns Nick im Interview, dass die Fans der BLC nach der KISS Army die weltweit zweitgrößte Organisation sind und in seinen Augen konnte ich sehen, wie stolz er darauf ist und das er ein Teil davon sein kann, denn seine Fans sind seine Familie und die Musiker würden sie nie als Fans bezeichnen, sonder immer als Brüder und Schwestern. Eine bewundernswerte Einstellung, die Nick im Rahmen der Show auch sehr oft unter Beweis stellte. So wie er kommunizierte kein anderer von der Bühne mit den Familienmitgliedern. Ständig animierte er die Besucher zum Mitmachen, pickte sich einzelne mit Fingerzeig heraus und redete per Handzeichen mit ihnen. Eine besondere Geste ließ er einem Rollstuhlfahrer zu meiner Rechten zu Teil werden. Mehrmals schenkte er ihm Gitarren Pleks und ein T-Shirt und spielte oft ihm zugewandte Gitarrenriffs. Mehr geht kaum.

Nebenbei sollte ich aber die Musik nicht vernachlässigen, obwohl ich hier noch stundenlange Ausführungen schreiben könnte.

@bei Rock City Radio Show

Pünktlich wie die Maurer standen „Godsized“ zum Anheizen auf der Bühne. In deren 40 Minuten Spielzeit haben sie es geschafft, dass Publikum sehr gut einzustimmen, allerdings ohne herausragend zu sein. Die Musik war einfach zu gleichmäßig und es fehlten die Highlights. Gesunde Härte war zu spüren und für mich waren der Drummer und der Lead-Gitarrist die besten Musiker der Band. Klar, dass die Fans im Saal „Godsized“ auch nur als notwendiges Übel ansahen um den Abend zu füllen und den Eintrittspreis zu rechtfertigen. Die darauf folgende, ebenso lange Umbaupause zog die Stimmung leider wieder runter und einige Buhrufe machten sich auf Grund der Verzögerung laut.

Dann aber, mit riesigem Intro, stand der Gitarrengott des Hardrock auf der Bühne. Zakk Wylde in Person, der seit der Zeit an der Seite von Ozzy Osbourne von den Bühnen der Welt nicht mehr wegzudenken ist. Was für eine beeindruckende Persönlichkeit. Und mit dem dritten Riff auf einer seiner Spezialgitarren hat er den Saal im Griff. Reihenweise sind die Leute ausgekreist und er hätte spielen können, was er wollte, die Menge jubelte ihm zu und seine Show sollte noch einige Höhepunkte bringen. Abgesehen davon, dass er zu jedem Song eine andere Gitarre aus seiner, für ihn eigens angefertigten Produktionslinie spielte, war ihm nie anzusehen, dass er noch zwei Stunden vorher grippegeschwächt in seinem Dressing Room auf der Bank schlief. Ohne Schnörkel und unnötiges Gequatsche lief das Programm ab. Zakk immer im Vordergrund und bei seinen Soli stets mit geschlossenen Augen in sich vertieft, aber mit einer Präzision, die kaum in Worte zu fassen ist. Während des Hauptsolos, etwa in der Mitte des Konzertes, habe ich doch glatt versucht zu zählen, wie viele Töne er pro Sekunde spielt. Ich konnte es nicht. Der Mann ist so was von schnell und hat eine Fingertechnik drauf, dass ich nur schätzen konnte, dass es vielleicht 30 Töne oder mehr – pro Sekunde wohlgemerkt – sein müssten. Und nicht einer wurde verhauen.

@ Rock City Radio Show

An seiner Seite brillierten die anderen Musiker aber nicht minder. Bassist John DeServio rannte die meiste Zeit von einer zur anderen Seite der Bühne und hackte dabei auf seinem Instrument rum,, das es kaum zu glauben war dass dabei eine richtige Melodie heraus kam.
Auch er im tiefschwarzen Bikeroutfit mit einer Haarpracht auf die jede Frau neidisch wäre.
Der sehr kleine Drummer Mr. „Will“ Hunt verschwand fast völlig hinter seinem Geschütz, machte sich hauptsächlich durch seine ultraschnellen Doublebass Einlagen bemerkbar und trieb die Band stets sehr gut nach vorne. Ließ dabei Zakk kaum die nötige Zeit, um seine Gitarrenkollektion zu präsentieren, bei der fast alle ungewöhnlichen Formen vertreten waren, natürlich die meisten in seinem geliebten Target-Look. Besonders beeindruckend das synchrone Spiel von Zakk und Nick auf den beiden Doppelhals-Gibsons in Vollchrom und in Weiß. Obwohl ich nicht Gitarre spielen kann, so was hätte ich auch gerne zu Hause. Nick Catanese stellte sich als sehr guter Animateur heraus, heizte die Meute stets gezielt an und scheute vor keinem persönlichen Kontakt zurück. Trotz Zakk´s enormer Bühnenpräsens ging sein Spiel dabei nicht unter und, als ihn Mr. Wylde als seinen „kleinen Bruder“ vorstellte, konnte man Nick ansehen, wie er sich doch sehr geschmeichelt fühlte. Belanglos am Rande, aber für beide anscheinend sehr wichtig für Zakk ist zu erwähnen, dass sie sich wie Keith Richards und Ronnie Wood fühlen. Werden da etwa musikalische Einflüsse oder sogar Vorbilder laut?

Ich finde, dass da kein Vergleich stattfinden kann, denn, sind wir mal ganz ehrlich, weder Keith noch Ronnie können besonders gut Gitarre spielen und zwischen den Vieren liegen einfach Welten was die Technik angeht.
Einziger Makel an diesem Abend war, dass er ohne Zugabe zu Ende ging. Mit einem furiosen Gitarrenfinale verabschiedete sich die Black Label Society von der Bühne und jeder hätte sich noch einen Zuschlag gewünscht. Im Sommer ist die Band auf mehreren Festivals in Europa zu erleben, und da gibt es ja bekanntlich keine Zeitbeschränkungen. Freuen wir uns schon einmal darauf diese Haudegen der Rockmusik wieder zu sehen.

3 Kommentare

  1. Nur zur Info: Die Drums spiele in Berlin NICHT Mr. „Will“ Hunt, sondern Johnny Kelly (Type O Negative), da Will Hunt von seiner Band Evanescence für die „BLS-Berzerkus-Europatour 2011“ zu einem Drum-Einsatz verpflichtet wurde.

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