Black Country Communion – Eine neue Supergroup?

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Text: Holger Ott

Ganze sechs Monate währte die Vorfreude auf das angekündigte Konzert der hochgelobten neuen „Supergroup“ Black Country Communion um Sänger und Bassist Glenn Hughes. Das aber der Weg einer Band, deren Mitglieder hochkarätige Musiker aus vier verschiedenen Stilrichtungen sind, so steinig sein kann wie der Zugang zur Zitadelle Spandau, zeigte das Konzert in besagter Arena. Auch die großen Namen der Akteure helfen manchmal nicht darüber hinweg das Erfolg nur durch Leistung zu erzielen ist. Wahrscheinlich werden deshalb die Herren Hughes, Bonamassa, Bonham und Sherinian etwas enttäuscht gewesen sein das nur geschätzte 2500 Besucher den Weg nach Spandau gefunden haben. Dabei sind doch die beiden, kurz nacheinander auf den Markt geworfenen CDs richtig gut und bieten ein breites Spektrum an Musik. Wir schieben die Abstinenz der Fans einfach auf den zu hohen Eintrittspreis von 61,00 Euro und widmen uns lieber dem Dargebotenen.

Mit 30 Minuten Verzögerung und leider ohne Vorband, dafür aber mit einem überlangen und nervenden Intro begann der Abend in den ehrwürdigen Gemäuern. Stolz wie ein Pfau und mit ebensolchen Imponierbewegungen stakste Hughes während der gesamten Show über die Bühne, gekleidet in einem grell blauen Jackett und mit seiner geliebten knallroten und bereits stark in Mitleidenschaft geratenen Fender um den Hals. Zu Divenhaft war sein Gehabe und spontan vielen mir dazu parallelen zu Mick Jagger ein. Wie hat sich Mr. Hughes nur verändert, wenn ich mich dagegen an seine Zeit bei Deep Purple erinnere. Stimmlich aber immer noch voll auf der Höhe und mit zurückhaltendem Bass versuchte er ständig das Publikum zu animieren.

Dem einzigen, dem das allerdings wirklich gelang war Gitarrist Joe Bonamassa. Sein Spiel riss die Leute mit und hätte er nicht auf der Bühne gestanden, so wäre das Konzert kaum eine Silbe wert gewesen. Die Parts in denen er den Blues-Rock verkörpern konnte waren die Highlights der Veranstaltung und seine Kollegen wurden zum schmückenden Beiwerk degradiert. Fantastisch auch die Prog Rock Einlage als Joe B. die elektronische Harfe bediente und die Besucher zu Begeisterungsstürmen motivierte. Nebenbei präsentierte er uns noch einen Teil seiner umfangreichen Gitarrensammlung und spielte bei jedem Song ein anderes Modell, von 50er Jahre schrill bis zur gediegenen 18 Saitigen Doubleneck.

Etwas enttäuschend war für mich Jason Bonham hinter seinem eleganten Schlagzeug. Natürlich vergleicht man ihn unwillkürlich mit seinem übergroßen Vater und seit er Ihn bei der Led Zeppelin Reunion ersetze, sind die Erwartungshaltungen nur noch größer. Er spielte gut, aber gut reicht halt meistens nicht. Ohne Mut zum Risiko trommelte er alles unmotiviert herunter und von Spielfreude war in seinem Gesicht nichts zu erkennen. Vielleicht hatte er auch nicht den perfekten Tag erwischt. Ach ja, da war ja noch ein Tastenvirtuose mit im Spiel. Sein Name schmückte bereits so große Bands wie Dream Theatre oder KISS und Alice Cooper. Aber mehr als eine gute Gastrolle wird Derek Sherinian bei Black Country Communion auch nicht spielen. Seine Soloeinlage nutzte Bonham um hinter seinem Set zu meditieren und Hughes und Bonamassa plauderten derweilen mit ihren Roadies.

Nach einem schwierigen Konzertbeginn steigerte sich die musikalische Qualität stetig und nach einer Stunde war auch ein guter Fluss in der Abstimmung der Stücke. Es fing an Spaß zu machen und prompt verging auch die Zeit und nach neunzig Minuten war dann Ende des offiziellen Teils. Der Zugabenblock umfasste drei Songs wobei nur der letzte die Musiker und das Publikum zu Höchstleistungen antrieb. Aus Hughes Deep Purple Ära wurde Burn zum Besten gegeben und nun war auch ich zufrieden und konnte den steinigen Heimweg aus der Zitadelle antreten. Um wirklich eine Supergroup zu werden und zum Beispiel den Foo Fighters Konkurrenz zu machen, müssen Hughes und Co. noch eine Menge an sich und ihrer Musik arbeiten. Es reicht nicht mehr eine Handvoll große Namen auf die Bühne zu stellen und darauf zu warten das die Fans in überschwängliche Euphorie ausarten. Vielleicht wenn Black Country Communion noch zwei weitere gute Alben veröffentlichen und somit Beständigkeit zeigen, und Auskoppelungen in den Charts platzieren und öfter im Radio zu hören wären, aber bis dahin ist es eben ein langer und steiniger Weg.

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