Das Anne Frank Zentrum in Berlin
Bericht: Mel
Homepage Anne Frank Zentrum Berlin
Mel ist neu im 60Minuten-Team. Im ersten Gespräch bat ich sie, mir doch einen aktuellen Artikel zu zeigen. Eigentlich wollte Mel ja über etwas ganz anderes schreiben, aber dieser Besuch in Berlin hat sie nachhaltig beeindruckt und als ich die Zeilen las, dachte ich mir: Warum denn nicht einmal etwas ganz anders hochsetzen?
Das Anne Frank Zentrum entstand aus der Wanderausstellung „Die Welt der Anne Frank. 1929-1945“, die im Rahmen „des 50. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus“ in Berlin gastierte. Für die Berliner Ausstellung wurde ein Förderverein ins Leben gerufen, auf dessen Betreiben dann 1998 das Berliner Anne Frank Zentrum, als Partner Haus des Amsterdamer Anne Frank Zentrums, entstand.
Hier ihr Erstling:
Das Anne Frank Zentrum
liegt versteckt in den Hackeschen Höfen, in deren Umkreis vor dem zweiten Weltkrieg viele Menschen jüdischen Glaubens lebten. Es widmet sich dem wohl bekanntesten aller Tagebücher, den Tagebüchern der Anne Frank.
Anne Frank war ein jüdisches Mädchen, das mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten flüchtete. Die Flucht führte nach Amsterdam, wo sie zunächst in einer Stadtwohnung lebten und nach der Eroberung der Niederlande durch die Deutsche Armee versteckte sich die vierköpfige Familie mit vier weiteren Juden im Hinterhaus einer Fabrik. Ihr Tagebuch wurde nach ihrer Deportation gefunden und bis zum Ende des Krieges sicher aufbewahrt. Der Eingang zum Anne-Frank-Zentrum ist mit einem großen Portrait von Anne Frank in Form eines Graffitis markiert.
Die Ausstellung selbst ist in zwei Bereiche unterteilt – auf der einen Seite die Geschichte der Familie Frank und parallel dazu die Geschichte der Machtergreifung Hitlers, sowie die Geschichte des Holocaust. Es sind Exponate wie ein SA-Dolch, ein „Judenstern“-Aufnäher, Propaganda-Blätter und ein Faksimile des Tagebuchs ausgestellt. An interaktiven PC-Terminals können sich die Besucher über das Schicksal der anderen Hinterhaus-Bewohner, den Kriegsverlauf und über die Zustände in den Konzentrationslagern informieren.
In mehreren „Hörstationen“ sprechen Berliner Jugendliche unterschiedlicher Herkunft über aktuelle Themen und vergleichen ihre Weltanschauung zu den Themen Toleranz, Religion und Zukunftsvorstellungen mit den Aussagen von Anne. Damit stellen sie eine Verbindung zur Vergangenheit her. Ich fand es erstaunlich, dass sich viele Punkte, obwohl mehr als 70 Jahre zwischen den jeweiligen Aussagen liegen, stark überschneiden. Wie zum Beispiel der Wunsch nach mehr Freiheit: Anne Frank wollte nach Kriegsende Journalistin werden, hatte aber nie die Chance, diesen Wunsch zu verwirklichen. Das Versteck im Hinterhof der Fabrik wurde von einem Fabrikarbeiter verraten und Anne kam zusammen mit den anderen Juden in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Dort starb sie im Alter von nur fünfzehn Jahren an Typhus. Die Opfer des Holocausts sind nicht nur Zahlen in einer Statistik – es waren Menschen mit Hoffnungen und Träumen. Wie wir alle.
Seid ihr in Berlin und habt die Gelegenheit, geht ins Anne Frank Zentrum. Hört euch an, was Anne uns auch heute noch mitzuteilen hat und taucht in die deutsche Geschichte ein.